Was ist das? Kleine Medikamentenkunde (2)

Wie werden bestimmte Krankheitsbilder behandelt?
Diese Frage kann man eher allgemein beantworten und jedes Schema ganz spezifisch auf den einzelnen Fall anwenden.

Epileptische Anfälle: hier muss der Anfall durchbrochen werden, meist wird das Beruhigungsmittel Dormicum entweder über die Nase oder die Vene verabreicht. Bei Kindern ist eine rektale Verabreichung mittel der Wahl. Greift dies nicht, folgen weitere Stufen, auf die hier nicht näher eingegangen wird.

Knochenbrüche, Auskugelungen, Schmerzzustände: hier wird, ganz klar, ein Schmerzmittel benötigt.
Oft wird das Medikament Ketanest benutzt, das in Verbindung mit Dormicum eine schöne Analgosedierung (Schmerzbekämpfung und Beruhigung) macht. Sind die Schmerzen erträglich, wird oft das Novalgin als Infusion (sogenannte Kurzinfusion) verabreicht.
Zusätzlich stehen die Betäubungsmittel zur Verfügung, diese werden oft bei Knochenbrüchen oder Bandscheibenvorfällen verabreicht.

Allergische Reaktionen: hier werden die allen bekannten Antiallergika, z.B. Fenistil, blockieren der Histaminrezeptoren, gegeben. Zusätzlich gibt es ein Kortison und als drittes Mittel steht Adrenalin zur Verfügung.
Mittlerweile geht man eher dazu über, primär das Adrenalin in den Muskel zu verabreichen (meist schon durch Ersthelfer/Patient selbst geschehen) oder/und es zu vernebeln.

Herzinfarkt: hier ist es wichtig, dass der Verschluss der Herzkranzgefäße schnellst möglich aufgelöst wird. Präklinisch kann diese Behandlung primär mit sogenannten Blutverdünnern geschehen. Da steht das allen bekannten Aspirin zur Verfügung. Zudem gibt es Heparin und eine Lyse, welche jedoch sehr selten angewandt wird.
Zusätzlich erhalten die Patienten manchmal, je nach Blutdruck, Nitro-Spray und je nach Sauerstoffsättigung Sauerstoff. Ganz wichtig ist hier auch das Betäubungsmittel Morphium, das die Schmerzen nimmt und auch die Angst bisschen vertreibt. Meistens benötigen die Patienten ein Anti-Spuck-Mittel, da Betäubungsmittel oft Übelkeit hervorrufen.
Je nach weiteren Vitalwerten wird der Puls entweder gesenkt (um das Herz zu schonen) oder erhöht, das gleiche gilt auch für den Blutdruck.

Unterzucker: es gibt wenige Notfälle, die mit Gabe eines Medikaments abgearbeitet sind. Ist jemand im Unterzucker, wird meist 8-16g 40% Glucose verabreicht und er klart, wenn ansonsten keine akuten Erkrankungen vorliegen, wie auf Knopfdruck auf.

Verkehrsunfälle: eine pauschale Angabe ist hier nicht möglich, aber meistens werden immer die gleichen Medikamente benötigt.
Oft brauchen die Patienten etwas gegen die Schmerzen, zusätzlich manchmal noch ein Beruhigungsmittel. Schwer verletzte Patienten sollten Sauerstoff erhalten und Infusionen.
Falls es notwendig ist, muss auch intubiert werden, dazu werden zum einen starke Schmerzmittel und zum anderen starke Schlafmittel benötigt. Zusätzlich gibt es ein Muskelrelaxanz, das die Muskulatur erschaffen lässt.
Bei starken Blutungen wird oft das Medikament Tranexamsäure gegeben.

Reanimation: liegt ein Herz-Kreislauf-Stillstand vor, gibt es zwei verschiedene Ansätze. Zeigt das EKG eine Asystolie, also liegt keine Herztätigkeit vor, wird Adrenalin verabreicht. Liegt ein Kammerflimmern vor, wird zunächst mit einer Defibrillation gearbeitet und, wenn vergeblich, mit dem Medikament Cordarex.

Notwendiger Nachsatz: Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Nennung der Medikamente bedeutet für mich keine Einnahmequelle noch stellt für irgendeine pharmazeutische Firma eine Werbung durch mich dar.
Das Lesen entbindet weder vor selbstständiger Recherche noch befähigt zur Selbstmedikation und eigenständiger Therapie ohne Konsultation eines geeigneten Arztes.
(Siehe dazu auch vorherigen Post.)

Was ist das? Kleine Medikamentenkunde (1)

Die meisten Medikamente im Rettungsdienst liegen in der i.v.- Version vor. Somit können die Medikamente, die benötigt werden, über einen Venenkatheter direkt im die Blutbahn eingeschwemmt werden und wirken schneller als z.B. oral eingenommene Medikamente wie Tabletten. Denn würde jemand bspw. Schmerzmittel benötigen, würde es sehr seine Geduld strapazieren, würde er warten müssen, bis die Tabletten anschlagen.
Zudem halten einige Rettungsdienst weitere Medikamente zusätzlich zu intravenösen Medikamente vor.
Hier möchte ich euch einige wichtige und oft verwendete Medikamente vorstellen.
Bewusst halte ich die Gruppen allgemein und werde nicht auf spezifische Klassifizierungen eingehen. Dieser Post soll nur einen Überblick über die gängigsten Medikamente geben.

Schmerzmittel: Novalgintropfen kennen die meisten, dieses Medikament wird auch als Ampulle bei Schmerzzuständen vorgehalten.
Zudem gibt es Medikamente wie Ketanest, Aspirin (das jedoch eher im anderen Zusammenhang verwendet wird) und die Betäubungsmittel.

Beruhigungsmittel: oft sind die Menschen aufgeregt, wenn sie im RTW behandelt werden. Andere brauchen gerade den RTW, weil sie aufgeregt, aggressiv sind und wiederum andere haben eine Grunderkrankung, die mithilfe dieser Beruhigungsmittel behandelt wird.
Als Beispiel: Dormicum (Midazolam), Diazepam (auch als Rektiole bei Kindern verwendbar), das nach meiner Meinung nach wunderbare Tavor (eines der wenigen Medikamente, welches auch als Tablette in vielen RTWs/NAWs vorgehalten wird).

Schlafmittel: hier sind Medikamente gemeint, die benutzt werden, um eine Narkose zu machen. Zusätzlich zu den Beruhigungsmittel, welche auch als Schlafmittel benutzt werden können, halten viele Rettungsdienste Propofol, die sogenannte „Jackson-Milch“ vor. Dieses Medikament und auch andere haben eine stark einschläfernde Wirkung und werden zur Narkoseeinleitung benutzt.

Kreislaufmittel: diese allgemeine Kategorie beinhaltet alle Medikamente, die auf eine Weise auf den Herz-Kreislauf wirken. Zuallererst soll der All-rounder Adrenalin genannt werden. Ganz klassisch bei Reanimationen verwendet, kommt er auch bei verschiedenen anderen Notfällen zum Einsatz.
Dann gibt es noch andere Medikamente, die ebenfalls den Puls steigern, andere wirken direkt herzkraftsteigernd und wiederum nächste, welche dafür sorgen, dass der Puls etwas langsamer wird: zum einen der Klassiker Metoprolol (blockiert Rezeptoren), aber auch das Mittel der Wahl bei einem Kammerflimmern, Cordarex (Amiodaron).
Zudem gibt es Medikamente, welche den Blutdruck senken, hier wird oft Urapidil/Ebrantil eingesetzt (und als off-lable-use das wahrscheinlich allen bekannten Nitro-Spray).
Zusätzlich gibt es noch die „ganz harten Kreislaufmittel“, da zählen die sogenannten Katecholamine dazu. Je nach Vorhaltung findet man im Rettungsdienst Arterenol oder Dopamin. Diese stark den Kreislauf unterstützende Medikamente werden meist über eine Spritzenpumpe verabreicht um eine genau Dosis einzustellen.

Anti-Spuck-Mittel: ganz wichtig, denn im RTW fahren die meisten Patienten rückwärts und vielen anderen wird dabei schlecht. Da greift das altbekannte Vomex ganz gut. Zudem halten manche auch Paspertin (MCP) oder Kevatril (Granisetron, wird oft in der Chemotherapie verabreicht) vor.

Infusion und Sauerstoff: die ersten Medikamente im Rettungsdienst. Oft hilft nur eine Infusion und der Blutdruck steigt schon ohne Kreislaufmittel leicht an.

Notwendiger Nachsatz: die Nennung der Medikamente stellt weder eine Einnahmequelle für mich dar noch dient sie als Werbung etwaiger pharmazeutischer Unternehmen.
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und entbindet nicht vor selbstständiger Recherche und/oder persönlicher Konsultation eines geeigneten Arztes. Das Lesen der geschilderten Medikamentengruppen befähigt nicht zur Selbstmedikation und eigenständigen Therapie.

Was ist das? Fahrzeuge und Beförderungsmittel

RTW: Ein Rettungswagen ist das „große“ Auto im Rettungsdienst, das (meistens) die Notfälle fährt. Der Transportführer muss mindestens Rettungsassistent (im Moment noch) sein, die Qualifikation des Fahrers ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.

KTW: Der Krankentransportwagen fährt z.B. Einweisungen, Entlassungen, Behandlungsfahrten usw. Das Fahrzeug ist nicht dazu ausgelegt, Notfälle zu fahren (im äußersten Falle, wenn keine Fahrzeuge verfügbar ist, kann es jedoch trotzdem zu einen Notfall als eine Art Vorhut oder First Responder geschickt werden). Der Transportführer muss mindestens Rettungssanitäter sein (jedoch kann es auch hier regionale Unterschiede geben), die Qualifikation des Fahres ist auch in jedem Bundesland unterschiedlich.

NEF: Das Notarzteinsatzfahrzeug ist mit (meistens) Rettungsassistent als Fahrer besetzt, der den Notarzt zum Einsatzort zubringt (Roundez-Vous-System). Es hat (je nach Region) auch alle Geräte und Medikamente wie der RTW (meist einige bestimmte Dinge, z.B. BTM, etc. zusätzlich), kann jedoch keine Patienten transportieren.

NAW: Ein Notarztwagen ist ein arztbesetzer RTW. Entweder ist der RTW immer in NAW (d.h. es fährt jedesmal der Notarzt mit, da kein Roundez-vous-System vorgehalten wird) oder der RTW wird zum NAW, weil der Notarzt vom NEF dazusteigt oder ein Notarztbegleitung bei einer Verlegung von Nöten ist.

RTH: Ein Rettungshubschrauber ist das fliegende NEF, das auch Patienten transportiert, also im Endeffekt ein fliegender NAW. RTHs sind mit Notarzt, Flugrettungsassistent (HEMS) und mindestens einem Piloten besetzt. Bei z.B. Nachtflügen wird ein zweiter für die Navigation etc. benötigt. RTHs fliegen sowohl Primäreinsätze (Notfälle) als auch Sekundäreinsätze (Verlegungen).

Was ist das?

„Was heißt eigentlich…?“
„… Was bist du nochmal? Sanitäter?“
„Krankenwagen! Der wars!“

Es gibt viele Dinge, die man dann und wann hört, aber dann schnell vergisst und nachher nicht weiß, wie es genau war.
Andere kennt man überhaupt nicht und fragt sich vielleicht beim lesen: „was ist jetzt gemeint? Ich verstehe nur Bahnhof.“

Aus diesem Grund habe ich eine neue Kategorie eröffnet:

Was ist das?

In dieser Kategorie veröffentliche ich (un-)regelmäßigen Abständen Posts, welche verschiedene Bereiche im Rettungsdienst näher erklären, seien es Informationen über Autos oder Ausbildung oder Erklärungen einiger Fachbegriffe.

Wenn ihr selber Fragen habt, bitte ich um Rückmeldung.
Ich werde mich bemühen, eure Wünsche in die neue Kategorie einzubeziehen.